Als es noch kein Internet mit allumfassenden Informationen nahezu in Echtzeit gab, gehörte schon eine Portion Glück dazu, besondere Loks oder Betriebszustände zu erwischen. Das hatte ich im Februar 1969.

Ein Freund hatte mit einem Bekannten in Solingen telefoniert, und der hatte ihm so nebenbei erzählt, dass auf der Strecke zwischen Solingen Ohligs (heute Solingen Hbf) und Solingen Hbf (heute Solingen Mitte) der Schienenschleifzug mit zwei Loks der BR 44 im Einsatz wäre. Da mein Freund bereits berufstätig war, konnte er nicht selber nach Solingen fahren; da hatte ich als Schüler schon mehr Möglichkeiten. Glück Nr. 2: Am nächsten Tag endete die Schule früh und ich durfte das Auto meiner Mutter benutzen, nachdem ich vor knapp drei Wochen meinen Führerschein zum 18. Geburtstag ausgehändigt bekommen hatte. Also: Ab nach Solingen, ohne jede Orts- und Streckenkenntnis und sonstige weiterführenden Informationen zu dem Schleifzugeinsatz. Diese erhielt ich dann aber bereitwillig von der Bahnhofsaufsicht in Ohligs. Mit etwas Mühe gelang es, an der Strecke eine halbwegs passende Fotostelle zu finden.

Bild 01 

Und da kam er auch schon mit Volldampf angekachelt. An der Spitze die Rheiner 44 079, hinten schiebt 44 208 vom Bw Hamm G. Da die Strecke hier zu allem Überfluss eine erhebliche Steigung aufweist, müssen die beiden Jumbos alles geben, um den schweren, schleifenden Zug den Berg hinauf zu wuchten. Wo sich die Fotostelle genau befand - irgendwo zwischen Ohligs und Solingen Hbf -, vermag ich heute nicht mehr zu sagen; vielleicht können Ortskundige das noch weiter präzisieren. Das genaue Datum ist allerdings bekannt - es war der 17.02.1969.

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Bild 02 

Der Nachschuss auf die schiebende 44 208 ist natürlich durch den heftigen Frontschatten etwas problematisch, aber ich denke, doch zeigenswert,

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Bild 03 

Nach kurzer Zeit kommt der Schleifzug wieder aus Solingen Hbf zurück. Auch in dieser Richtung werden die Schienen geschliffen. Trotz Talfahrt ist wieder ordentlich Dampf angesagt.

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Bild 04 

Für Tour Nr. 2 (für mich) wird ein Ortswechsel vollzogen und eine Stelle weiter unten in Ohligs gewählt.
Und wieder das gleiche Schauspiel: 44 079, und 44 208 legen sich voll ins Zeug und gehen mit der vorgeschriebenen langsamen Schleif-Geschwindigkeit in die Steigung

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Bild 05 

Auch hier der Nachschuss auf die verschattete Front von 44 208.

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Bild 06 

Zum Abschluss ging es dann noch einmal in den Bf. Solingen Ohligs, wo der Schleifzug gerade zu seiner nächsten Bergfahrt Richtung Hbf aufbricht. Hier ist 44 208 etwas besser im Licht, dafür springt im letzten Moment ein Mast vor die Lok ;-))

Danach war es mir übrigens nie wieder vergönnt, den alten Schörling Schienenschleifzug in Aktion zu erleben. Schade, dass ich damals keine weiteren Aufnahmen von den Schleifwagen gemacht habe. So ist die eindrucksvolle, funkensprühende Betriebsweise leider nur auf meiner mentalen Festplatte gespeichert.

Einen schönen Tag noch,
Ulrich B.

Nachtrag für Leute, die genau hinschauen: 44 079 (Bw Rheine) ist eine Lok mit Schürze und Turbospeisepumpe.

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