Eigentlich müsste man mal zu den ETAs nach Worms
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 17.12.2020

Die Akku-Triebwagen der Baureihe ETA150 haben mir schon von jeher gefallen. Dazu trug sicher die harmonische, zeitlos elegante Formgebung bei, ebenso wie der für ein Nahverkehrsfahrzeug recht hohe Fahrkomfort. Aber das war ja kein Wunder, handelte es sich doch um "richtige Fahrzeuge" mit Drehgestellen ;-)

Einziger Nachteil: Die ETAs fuhren seit jeher auch im heimischen Wuppertal, also direkt vor der Haustür. Und damit standen diese Fahrzeuge per se weit unten auf meiner persönlichen Prioritätenliste. Denen brauchte man nicht hinterher zu jagen, kamen doch genügend Aufnahmen als Beifang von Fototouren zu anderen Zielen auch so ins Archiv, und das deutschlandweit.

Spätestens seitdem ich im Besitz meines ersten Stationierungsverzeichnisses war (Röhr 64), wusste ich, dass es beim ETA 150 drei Unterbaureihen gab: Die "Nuller", "Einser" und "Fünfer", die sich äußerlich aber nur marginal unterschieden. Einzig die beiden Prototypen fielen mit der etwas überstehenden Dachkante an den Frontseiten etwas aus dem üblichen Rahmen.

Als in den 1980er Jahren die Ausmusterungen bei den ETAs der Baureihe 515 einsetzten, bildete sich so langsam der Gedanke, dass man eigentlich mal zu den ETAs nach Worms fahren müsste. Rheinhessen und die Nordpfalz waren bis dahin generell ein weißer Fleck auf meiner Eisenbahn-Landkarte. Und vor allem wollte ich dort den letzten aktiven Prototypen, 515 002, vor die Flinte bekommen. Aber es sollte noch bis zum 29.09.86 dauern, bis dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde. Eine detaillierte Planung gab es nicht; Kursbuch und Generalkarte mussten reichen.

Von dieser Fototour habe ich jetzt mal eine "Best-of" Auswahl zusammengestellt. Wobei das "Best" bitte nur relativ zu sehen ist, da ich damals den vermaledeiten Agfachrome 50S Professional in der Kamera hatte, der seit geraumer Zeit dabei ist, in die blaue Phase überzugehen. Das Scannen dieser Bilder war somit auch gleichzeitig eine Rettungsaktion in letzter Minute, bevor die Dias völlig hinüber sind.

Bild 01 

An der letzten Ausfahrt vor Worms wurde die A61 verlassen und für einen ersten Schuss die Strecke Alzey - Monsheim angefahren. Nach kurzer Suche fand sich eine geeignete Fotostelle in der großen Kurve bei Bermersheim. Leider kam hier um diese Zeit nur ein Zug aus Süden, so dass es hier nur für einen Nachschuss auf das ETA-Pärchen, bestehend aus 515 005 und 515 556 reichte. Die Zugnummer lautete 6862.

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Für den nächsten Zug in die "richtige" Richtung, also nach Worms, hätte ich eine Stunde warten müssen. Die Zeit wollte ich besser nutzen und fuhr deshalb weiter nach Grünstadt, früher einmal ein bedeutender Nebenbahnknoten in der Pfalz.

Bild 02 

Aber auch hier war "tote Hose" und neben einem verunglückten 815 Nachschuss kam nur 260 783 auf den Film, die mit ein paar Flachwagen durch den Bahnhof Grünstadt kurbelte.

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Nach diesem eher mäßigen Auftakt ging es erst einmal ins Bw Worms. Mal gucken, was da so herum stand, und vor allem nach dem 515 002 fragen.

Bild 03 

Na bitte! Hinter dem Schuppen stand mit 515 033 ein roter "Nuller". Das war ja schon einmal gar nicht so schlecht.

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Bild 04 

Und gleich daneben zwei rote Steuerwagen. Vorn der 815 615, dessen Dach mal dringend einen Neuanstrich benötigt hätte.

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Bild 05 

Auf der anderen Seite des Schuppens war inzwischen 515 005 eingetroffen. Auf seinem Weg zum Abstellplatz neben dem Schuppen passiert er die beiden im Worms abgestellten mobilen ETA-Ladestationen, von denen die hintere, mit Dachstromabnehmern(!), die eigentlich interessante war, aber leider unaufnehmbar.

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Bild 06 

Der dreiachsige Umformerwagen 69167 Mainz stand dagegen frei und wurde natürlich auch einzeln auf den Film gebannt.

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Bild 07 

Ein "Nuller" vor der mächtigen Seitenwand des großen Rechteckschuppens im Bw Worm war mir trotz des Frontschattens ein weiteres Foto von 515 005 wert.

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Bild 08 

Danach ging es kurz raus an die Strecke nach Worms-Pfiffligheim, wo das Tandem 515 547 + 515 025 mit dem 6865 aus Bingerbrück soeben die große Talbrücke der A61 (i. Hintergrund) unterquert hatten. Schade, andersherum gekuppelt wäre mir lieber gewesen.

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Bild 09 

Zurück ins Bw Worms, wo jetzt sehr schön im Licht 515 016 mit geöffneten Klappen vor dem Schuppen stand.

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Bild 10 

Ganz außen vor dem Schuppen in ähnlicher Aufmachung 515 121. Leider schon im Schuppen stand der rote 515 025 und der blau/beige 515 008.

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Inzwischen hatte ich auch in Erfahrung gebracht, welche Züge an diesem 29.09. mit dem von mir so heiß begehrten Prototyp 515 002 gefahren werden sollten. Da war zunächst der 6639 von Frankenthal nach Neustadt (Weinstr.).

Bild 11 

Aber oh je! Als ich für diesen Zug in Flomersheim bereit stand, kam eine Doppeleinheit 515, und der 002 lief "natürlich" an zweiter Stelle. Die Fahrzeug-Reihung im Einzelnen: 515 008+815 701 + 515 002+815 614.

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Bild 12 

Gut zu wissen, dass der 515 002 nur bis Freinsheim am 6639 blieb, um dann tout de suite als 6837 zurück nach Frankenthal zu fahren. Von mir erwartet in der Einfahrt nach Weisenheim am Sand. Vorn läuft jetzt natürlich 815 614.

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Bild 13 

Aber die Stelle war so gewählt, dass anschließend noch mühelos weitere Aufnahmen im Bahnhof von hinten und damit von 515 002 gemacht werden konnten. Endlich! Der Prototyp war im Kasten, wenn auch zunächst nur als Nachschuss und mit Frontschatten.

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Bild 14 

Und weil's so schön war: Ein weiteres Bild von 515 002 mit 815 614 in Weisenheim am Sand am 29.09.86.
Wie man sieht, gab es auch etliche Fahrgäste.

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Bild 15 

Nun brauchte ich nur noch etwas zu warten, bis der Prototyp als 6840 seine nächste Tour nach Freinsheim fuhr. Am ESig Weisenheim aus Richtung Westen lag der Zug richtig im Licht und das Motiv war mit Formsignal und Kilometerstein auch ganz okay.
Das war's: Schöne Streckenaufnahme von 515 002, Pflichtprogramm erledigt, der Rest war Kür.

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Bild 16 

Nach diesem Erfolg nahm ich es gelassen hin, dass der bei Pfeddersheim vorbei schnurrende 6872 ziemlich unfotogen mit nur einem einzelnen Triebwagen gefahren wurde: 515 023, noch dazu in ozeanblau/beige.

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Bild 17 

Einer neuerlicher Kurzbesuch im Bw Worms brachte als weiteren roten Nuller den 515 024 ins Archiv.

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Bild 18 

Links daneben standen 815 615, den ich ja bereits morgens freistehend aufnehmen konnte (Bild 4), sowie 815 696 und 515 135 vor dem roten 515 567.

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Bild 19 

Zwar nur ein blau/beiges Pärchen, aber schön im Licht vor dem Schuppen stehend: 515 526 und ein leider nicht registrierter 515.1.

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Bild 20 

Für den Rest des Tages waren nun Streckenaufnahmen angesagt. Zunächst die Darmstädter 212 355 mit 6877 in Worms-Pfiffligheim. Leider auch nur ein Nachschuss, aber lokbespannte Reisezüge waren hier anscheinend wirklich selten.

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Bild 21 

Danach kurz an die elektrifizierte Hauptstrecke bei Studernheim, südlich von Frankenthal, wo beim Warten auf den nächsten Akku-Blitz auch einige Ellok-bespannte Züge mitgenommen wurden. U.a. 151 128 auf dem Weg nach Norden.

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Bild 22 

Nach kurzer Wartezeit, die mir durch andere Züge nicht lang wurde, kam dann auch der 6860 von Ludwigshafen nach Freinsheim. Vorn der blau/beige 815 682 und der rote 515 125 nachlaufend. Das bedeutete: Nach dem Kopfmachen in Frankenthal lief der Zug auf dem weiteren Laufweg "richtig" herum mit dem roten 515.1 an der Spitze. Jetzt brauchte ich nur noch eine geeignete Fotostelle finden.

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Bild 23 

Dazu brauchte ich nur ein kurzes Stück nach Westen bis Lambsheim zu fahren, wo sich am östlichen Ortsrand ein brauchbares Motiv fand. Kaum angekommen, überraschte mich dort ein Güterzug aus dem Rücken. Totales Gegenlicht, aber was soll man machen? Eine Doppelbespannung mit 260 783 als Vorspann vor 218 301 – das blieb auch in der analogen Zeit nicht unfotografiert.

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Bild 24 

Jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis auch 515 125 mit 815 682 als Zug 6860 angerauscht kam.
Prima, nach dem 515 002 nun auch noch eine schöne Aufnahme von einem roten 515.1.

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Bild 25 

Nur 16 Minuten später folgte an gleicher Stelle 515 105 als 6556.

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Bild 26 

Ein letzter Stellungswechsel nach Kirchheim (Weinstr.) führte noch zu einer abschließenden Aufnahme einer ETA-Doppeleinheit, gebildet aus 515 015+815 674 und 515 008 +815 701. Als Zugnummer wurde der 6862 notiert. Um 18:00 Uhr schwächelte das Licht schon bedenklich, und die Schatten waren so lang, dass sich der Fotograf gewissermaßen selbst fotografierte.

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Hoch zufrieden mit dem Tagesergebnis wurde die Heimfahrt nach Essen angetreten.
Prototyp erwischt, 9x 515.0, 8x 515.1, 4x 515.5 und 4x 815, etliche davon noch in der alten Farbgebung – was will man mehr.
Und natürlich nahm ich mir vor, hier später noch einmal auf ETA Jagd zu gehen. Aber wie so oft blieb es bei diesem frommen Vorsatz.

Damit verabschiede ich mich für dieses Jahr und wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, das durch die Corona-Lage sicher für alle ein ganz besonderes sein wird. Aber nächstes Jahr wird alles besser, wenn auch sicher erst im im späten Frühjahr.

Bis dahin: Bleibt gesund und haltet durch,
Ulrich B.