Beschriftungsvarianten bei der Baureihe 152 (neu)
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 24.04.2022

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich diesen Beitrag überhaupt einstellen soll oder, wenn ja, ob das HiFo der geeignete Platz für solch ein auf den ersten Blick schrecklich neuzeitliches Thema ist – nur eine Baureihe, Drehstromlok der zweiten Generation, nur verkehrsrotes Geraffel. Auch nach meinem Verständnis nicht wirklich historisch, selbst wenn der Anfang der Geschichte inzwischen 25 Jahre zurück liegt und die meisten Bilder älter als 15 Jahre sind. Aber wer sich nicht damit beschäftigen will, kann den Beitrag ja einfach wegklicken.

Zum besseren Verständnis der nummernmäßigen Zuordnung der diversen Beschriftungsvarianten ein kurzer Blick auf die Lieferverteilung bei der Baureihe 152.
Schon bei der Auftragsvergabe an Siemens über 195 Loks der Baureihe 152 war festgeschrieben, dass die beiden zum Siemens-Konzern gehörenden M-Teil Firmen Krauss-Maffei und Siemens Schienenfahrzeugtechnik (ex Krupp Verkehrstechnik) zu gleichen Teilen an dem Auftrag beteiligt sein sollten. In einem zähen Abstimmungsprozess wurde schließlich eine Lösung gefunden, die Entwicklung und Konstruktion, Umsatz und Stundenvolumen sowie den gleichen Umfang bei der Endmontage der Loks beinhaltete. So war zum Beispiel das Essener Werk für die Entwicklung und Konstruktion der Drehgestelle und die Fertigung von 4 Satz Drehgestellen für die Vorausloks zuständig. Mit der Verlagerung des Essener Werks zur Duewag nach Krefeld-Uerdingen ging auch der Lieferanteil von Krupp auf die Duewag über (damals erst zu 98% Siemens), die damit kurzzeitig zu einem Lokbau-Werk wurde.

Ursprünglich war vereinbart, dass Krauss-Maffei (KM) neben den Vorausloks für alle Serienloks mit ungerader Betriebsnummer die Endmontage durchführen sollte, während Krupp/Duewag dieses für die Loks mit gerade Nummer übernahm. Durch den Verzicht auf die letzten 25 Loks der Baureihe 152 zugunsten von 25 Loks BR 182 (alle KM) musste zur Aufrechterhaltung der 50:50 Regelung die Lieferaufteilung für die Endmontage wie folgt geändert werden:

Krauss-Maffei:
152 001 – 004 (Vorserie)
152 005 ÷ 109 (jeweils die ungeraden Nummern), 110, 112, 113, 115, 117, 118, 120, 122, 123, 125, 127, 128, 130, 132, 133, 135, 137, 138, 140, 142, 143, 145, 147, 148, 150, 152, 154, 155.

Duewag:
152 006 ÷ 108 (jeweils die geraden Nummern), 111, 114, 116, 119, 121, 124, 126, 129, 131, 134, 136, 139, 141, 144, 146, 149, 151, 153, 156 bis 170.

Damit kamen beide Werke auf jeweils 85 von insgesamt 170 Loks des Gesamtauftrags.

Soviel zur Vorgeschichte und nun zu meinem eigentlichen Thema, den Beschriftungsvarianten bei der Baureihe 152.

Bild 01 

Schon bei der ersten Lok fing das "Beschriftungs-Drama" an: Beim feierlichen Roll-Out in München am 10.12.96 präsentierte sich 152 001 auf der linken, den Gästen zugewandten Seite mit einem großen DB-Cargo auf der Seitenwand – angebracht in einer nächtlichen Hau-Ruck-Aktion unmittelbar vor der Feier, nachdem sich DB erst im allerletzten Moment für diese Ausführung entschieden hatte.

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Bild 02 

Auf der rechten Seite blieb es dagegen bei der ursprünglichen Festlegung mit einem kleinen DBAG-Logo und hoch platzierter Nummer auf der Seitenwand. Bei dieser ungleichen Ausführung der beiden Seiten blieb es, bis man die Lok Anfang des Jahres 1999 in ein Ganzkörperkondom mit Märklin Werbung steckte.
Aufnahme vom 11.03.97 bei Leistungs-Messfahrten im Siemens Prüfcenter Wildenrath, mit den Bremsloks 151 151 und 151 156.

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Bild 03 

In diesem ursprünglichen, zeichnungsgemäßen Design waren auch die anderen Vorserienloks, also 152 002, 003 und 004, ausgeführt.
Hier die 152 002 vor dem Dsts 82852 bei lauftechnischen Messfahrten in Brackwede am 17.04.97.

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Bild 04 

Bei 152 003 währte dieser Zustand allerdings nicht sehr lange. Denn schon am 21.09.97 präsentierte sie sich bei der großen DB-Fahrzeugschau in Aachen West beidseitig mit dem großen DB-Cargo auf den Seitenwänden und damit in dem für die Serienloks festgeschriebenen Design.

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Bild 05 

Beim Start der Serienfertigung wurden zunächst alle Loks ab Werk mit dem DB-Cargo Schriftzug versehen.
So auch die erste 152 aus dem ex Krupp-, jetzt Duewag Lieferanteil: 152 006 beim Roll-Out in Krefeld-Uerdingen am 27.01.98.

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Bild 06 

Und weil's so schön ist: Noch eine Duewag Lok: 152 052, fertig zur Überführung nach Wildenrath am 16.03.99 im Werkshof der Duewag.
(Ach, hätte ich doch nur mal die 152 032 so aufgenommen;-(( )
Nach meinem persönlichen Geschmack war dieses Beschriftungsdesign das gelungenste von allen, auch wenn man über die Ausführung des von manchen Betrachtern als unglücklich empfundenen Frontbalkens durchaus geteilter Meinung sein kann.

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Bild 07 

1998 legten DB und NS ihre Güterverkehrssparten zusammen und damit begann das große Durcheinander bei der Beschriftung der Loks. Für das neue Gemeinschaftsunternehmen wurde laut wikipedia eine Finanzholding mit dem Namen Railion gegründet, die zum 01.01.2000 ihren Betrieb aufnahm. Im Vorgriff darauf wurde die KM-Lok 152 073 als Designstudie mit einer Railion-Beschriftung versehen, mit der sie Andreas Kabelitz am 16.10.99 im Bw Nürnberg Rbf erwischte.
In diesem Outfit war die Lok allerdings nur kurze Zeit unterwegs, denn schon in 10/01 erhielt sie eine Ganzreklame für Siemens; und als diese in 12/02 wieder entfernt wurde, wurden auch die Railion Schriftzüge getilgt.

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Bild 08 

Die nächsten KM-Loks wurden dann erst einmal ohne Railion Schriftzug ausgeliefert, aber bereits mit der Frontnummer auf weißem Untergrund an den Frontseiten; also so, wie 152 073 nach ihrer Ganzreklame-Phase. Im Einzelnen handelte es sich um die Maschinen 152 (073), 075, 077, 079 und 081.
Als Beispiel hier eine Aufnahme von 152 081 am 05.09.03 in Hagenacker.
Habe ich eben noch das Cargo-Design als das m.E. gelungenste bezeichnet, würde ich dieses hier das unglücklichste klassifizieren, auch wenn es sich ausdrücklich nur um eine kurzfristige Übergangsausführung handelte.

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Bild 09 

Ab 152 083 war KM dann bereits in der Lage, die weiteren Loks mit Railion Aufkleber auszuliefern. In dieser ersten Ausführungsform befand sich das kleine blaue Viereck am Railion-Schriftzug noch links unterhalb des "R" (von mir als Railion-alt bezeichnet). Betroffene KM-Loks: 152 083, 085, 087, 089 und 091.
Das Belegfoto zeigt 152 083 am 01.06.03 im Rbf Hagen-Vorhalle.

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Bei der Duewag liefen die Dinge aufgrund anderer Fertigungsverfahren und Fertigungsfolge etwas anders, wobei auch der zögerliche Informationsfluss seitens KM nicht unerwähnt bleiben sollte.

Bild 10 

Zunächst hieß es nur, dass ab sofort der DB-Cargo Schriftzug entfallen sollte. Der für das Cargo-Design typische Frontbalken wurde dagegen beibehalten. So ausgeführt ab 152 072 und weiter bei 152 074, 076, 078, 080 und 082, sowie übrigens auch bei 152 071 als einziger KM-Lok.
Die 152 072 begegnete mir am 02.04.05 als Vorspannlok in Doppeltraktion mit 152 102 in Feldkirchen an der rechten Rheinstrecke, nordwärts unterwegs in Richtung Gremberg.

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Bild 11 

Auch 152 084 verließ so noch unser Werk (Aufnahme am 21.09.99 in Uerdingen).
Während der elektrischen Inbetriebsetzung in Wildenrath erhielt 152 084 auf den Seitenwänden den Railion-alt Aufkleber. Damit war ein Zwitter entstanden mit Cargo-Balken vorn und Railion Logo seitlich. In gleicher Ausführung wurden auch 152 086 und 088 ausgeliefert.

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Bild 12 

Während dieses ausgefallene und von der DB nicht gerne gesehene Design bei 152 084 und 086 kurze Zeit später unter einer Siemens Ganzreklame "versteckt" wurde, war die 088 damit längere Zeit unterwegs.
Ich hatte am 23.09.05 das Glück, 152 088 mit dem bekannten Andernacher Coilzug vor dem fotogenen Stellwerk Ksf in Köln-Kalk Nord zu erwischen.

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Bild 13 

Auch wenn ich in diesem Beitrag eigentlich nicht auf die Werbeloks eingehen möchte – in Zusammenhang mit den drei wirklich sehr speziellen Zwitterloks mache ich eine Ausnahme, selbst wenn ich von 152 086 mit Siemens Ganzreklame nur ein Beweisfoto beisteuern kann. Vor die Kamera kam sie mir so am 10.03.02 im Bw Oberhausen.

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Bild 14 

Wie der Frontbalken bei 152 084 gestaltet war, als sie ihre Ganzreklame wieder verlor, ist (mir) nicht bekannt. Am 27.09.08 jedenfalls war der Balken an den Frontseiten mit einem Railion-Logo in der neuen Ausführungsform versehen, mit dem blauen Viereck jetzt rechts unten am "N".
In der Kombination Railion-alt plus Railion-neu war 152 084 damit ein echtes Einzelstück.
Aufnahme südlich von Lorch an einer der vielen Fotostellen, wo es am Rhein so schön ist ;-))

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Bild 15 

Ab 152 090 erhielten dann auch die Duewag-Loks die Beschriftungsvariante "Railion-alt", umgesetzt bei 152 090, 092, 094, 096, 098 und 100.
Als Beispiel hier 152 092 am 27.06.03 in der bekannten Fotokurve von Hermannspiegel.

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Bild 16 

Wer sich bei der Aufzählung der mit Railion-alt Beschriftung ausgeführten Loks vielleicht schon gefragt hat, warum das je Firma nur jeweils eine gute Handvoll Nummern waren – hier ist die Erklärung: Schon nach kurzer Zeit beschloss die DB nämlich, das Railion-Logo bis auf Weiteres nicht mehr zu verwenden. Die Loks wurden deshalb wieder wie schon in der Übergangsphase von DB-Cargo zu Railion-alt in der unschönen, etwas nackt wirkenden Ausführung ohne jedes Eigentümer-Logo ausgeliefert. Bei KM waren davon betroffen die Maschinen aus dem Nummernbereich 152 093 bis 128, bei der Duewag 152 102 bis 139 (man beachte die ab 152 110 geänderte Lieferzuordnung – siehe oben).
Als letzte so ausgelieferte Duewag 152 sehen wir hier die 152 139 am 28.08.00 im Rbf Krefeld-Uerdingen, wo sie auf die Lok wartete, die sie zum PCW bringen sollte.

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Bild 17 

Damit sind wir bei der letzten Variante angelangt, was den Lieferzustand bei den Loks der Baureihe 152 angeht. Nun gab es wieder den ursprünglichen Cargo-Balken an den Frontseiten und seitlich ein einfaches DBAG-Logo. Also ähnlich dem Design der Vorserienmaschinen, nur jetzt mit deutlich tiefer platzierten Logo und Nummer unten auf den Seitenwänden. Bei KM kam das ab 152 130 zur Anwendung, bei der Duewag ab 152 141.
Kleine Fahrzeugausstellung anlässlich eines Besuchstermins im Werk Uerdingen mit 425 520 und 152 165 am 23.03.01.

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Bild 18 

Wenn in Bild 1 die 152 001 als erste Lok der Baureihe gezeigt wurde, dann darf die letzte auch nicht fehlen:
152 170 bei der Duewag, jetzt Werk Krefeld der Siemens AG, am 13.06.01.

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Bild 19 

Aber noch waren die Irrungen und Wirrungen bei den Anschriften bei der Baureihe 152 nicht vorbei. 2003 feierte das Kunstwort Railion fröhliche Urständ. Das blaue Viereck am Schriftzug Railion war nun unten rechts am "N" angehängt und es gab auch wieder einen Frontbalken, mit dem neuen Railion-Logo in der Mitte. Ich bezeichne diese Version als Railion-neu. In diese Version umgeklebt wurden vor allem zahlreiche Loks aus dem Nummernbereich bis etwa 152 100.
So zu sehen bei 152 047 am 23.09.05, die soeben den Rbf Gremberg hinter sich gelassen hat und nun durch das Gremberger Wäldchen gen Köln-Kalk Nord heult.

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Bild 20 

Aber natürlich währte auch diese Version nicht lange. In einer Zeit der ständigen Umfirmierungen bei allen großen Konzernen wurde aus Railion ab 2006 das neue Unternehmen Railion DB Logistics. Und als Konsequenz daraus wieder neue Logos auf den Loks, wie hier bei 152 112 zu sehen, aufgenommen am 09.09.06 am nördlichen Ortsrand von Bad Hönningen.

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Bild 21 

Bei zwei Loks der Version Railion-alt wurde irgendwann das weiße Feld zwischen den Frontlampen verkehrsrot überlackiert und die Nummer nunmehr in weiß dort angeschrieben. Neben 152 089 war das 152 098, die hier am Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg über die Ruhrbrücke der Güterbahn in Richtung Mathilde rauscht; 30.05.07.

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Bild 22 

Mit den beiden folgenden Bildern komme ich nun in die nicht mehr HiFo-konforme Neuzeit, aber zur Vervollständigung des Themas möchte ich die folgenden Punkte doch kurz bringen.
Spätestens 2011 waren die Beschriftungsvarianten DB-Cargo, Railion-alt, Railion-neu und Railion DB Logistics überholt und wurden nach und nach gegen ein einfaches DBAG-Logo an der Seitenwand und Frontbalken mit kleinem DBAG-Logo ausgetauscht. Der einzige kleine Unterschied zur Version der letzten Lieferungen ab Werk (siehe Bild 17, 18) war eine etwas breitere Lücke im Frontbalken. Diese Umgestaltung wurde ausnahmsweise einmal konsequent durchgezogen, sodass mir ab 10/2013 keine 152 mehr in einer anderen Beschriftungsvariante vor die Kamera fuhr.
Als Stellvertreter für diese Variante zeige ich 152 087 mit einem fotogenen Zug aus 4xStaubgutwagen in Lorch am Rhein am 26.05.17.

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Bild 23 

Als neueste Variante beobachte ich in letzter Zeit zunehmend 152 (vermutlich mit Neulack), bei denen die seitliche Nummer nicht mehr unter dem DB-Logo auf der Seitenwand, sondern im grauen Bereich auf dem Rahmen angebracht ist. Bekannt sind mir bisher 152 005, 012, 014, 020 und 074.
Von diesen möchte ich hier 152 014 präsentieren, aufgenommen am 29.05.19 in Hilden.

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Damit jetzt doch noch einmal ein wenig Abwechslung in den Beitrag kommt, hänge ich abschließend ein Foto von einer 152 der ganz anderen Art an:

Bild 24 

Auch diese Lok trägt die Nummer 152 014-7 wie die 152neu vom letzten Bild. Aber hier haben wir es mit einem echten Stangen-Saurier Baujahr 1926 zu tun, der mit einer Läge über Puffer von 17.210 mm lange Zeit als längste deutsche Einrahmen-Ellok galt.

Die neue 152 kommt dem gegenüber auf eine LüP von 19.580 mm – und das bei nur 4 Radsätzen gegenüber 8 bei der E52, und 6400 kW Leistung gegenüber 2200 kW. Dies nur mal so als Nebenbetrachtung zu 70 Jahren technischer Weiterentwicklung.

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So, und damit bin ich durch und hoffe, für diesen etwas speziellen HiFo-Beitrag nicht gesteinigt zu werden. Ich bin schon gespannt und freue mich über Ergänzungen und Rückmeldungen aller Art; ausdrücklich auch solche von Usern die meinen, dass solche Beiträge im HiFo nichts zu suchen haben.

Einen schönen Tag noch,
Ulrich B.