88 = 44 + 44 – oder der 44er Doppel-Wumms
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 08.02.2023

Heute feiert ein lieber Freund von mir seinen 88sten Geburtstag. Gratulieren werde ich noch persönlich. Aber da ich weiß, dass er auch aufmerksam das HiFo verfolgt, habe ich mir gedacht, man könnte doch mal einen Beitrag rund um die Zahl 88 machen. Nur ist die (Dampflok-) Baureihe 88 in meinem Archiv leider nicht vertreten. Aber 88 ist ja auch 44 + 44, also 44er Doppeltraktion, oder sprachlich ganz aktuell der 44er Doppelwumms.

Zur Dampflokzeit waren zwei Loks vorm Zug immer etwas Besonderes. Als Fotograf war man hoch erfreut, wenn einem so etwas vor die Kamera kam; am häufigsten noch 2x Baureihe 44.

Los geht’s "oben links" auf der Landkarte mit der Emslandstrecke, wo Doppelbespannungen relativ oft zu sehen waren.

Bild 01 

Bei Petkum kämpfen sich am 10.09.69 die beiden Emder Jumbos 044 669 (ex 44 669) und 044 162 (ex 44 162) mit einem Fad-Ganzzug durch die ostfriesische Pampas.

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Bild 02 

Auch 044 528 (ex 44 1528) und 044 678 (ex 44 1678) hatten eine "braune Wand" am Haken, als sie mir am 03.06.71 kurz vor Rheine am Block Bentlage vor die Kamera fuhren.

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Bild 03 

In der Ausfahrt des Rbfs Rheine standen am 08.09.69 abfahrbereit 044 136 (ex 44 1136) und 044 071 (ex 44 1070) vor einem weiteren Fad-Ganzzug zur Fahrt in Richtung Münster /Ruhrgebiet. Aber bis es soweit ist, halten die Personale noch ein kleines Schwätzchen.

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Bild 04 

Trotz einiger Mängel zeige ich auch die nachfolgende Streckenaufnahme, die einige Zeit später bei Greven entstand.

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Bis hierhin waren alle zu sehenden 44er Loks des Bw Emden, aber jetzt geht's ins Ottbergener Revier.

Bild 05 

Zuerst ein Kopf an Kopf gekuppelter Schürzen-Jumbo Doppel-Wumms, bestehend aus 044 084 (ex 44 084) und 044 672 (ex 44 672). Die beiden haben den Ng19190 von Braunschweig Rbf nach Beddingen am Haken, wo der Zug am 28.07.73 bei der Einfahrt in den Übergabebahnhof zur VPS abgepasst wurde. Laut Umlaufplan lief die 044 084 hier als Leervorspann.

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Im Weserbergland war der werktäglich verkehrende Dg53842 in der Schlussphase des Dampfbetriebs der wohl meistfotografierte Zug im Umlaufplan der Ottbergener 44. Von Herzberg bis Ottbergen schaffte es eine Lok alleine, auch aus dem Leinetal heraus zum Scheitelpunkt im Ertinghäuser Tunnel. Aber in Ottbergen kamen oft noch etliche Wagen hinzu, womit die Grenzlast für eine Lok überschritten war, weshalb ab hier planmäßig mit Vorspann gefahren wurde.

Bild 06 

Am 05.05.76 stehen in Ottbergen 044 534 (ex 44 1535) und 044 210 (ex 44 210) bereits für das Schauspiel.
Die nicht unbeträchtliche Anzahl von Kesselwagen hinter den Loks markiert übrigens den in Ottbergen hinzugekommenen Zugteil.

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Bild 07 

Gleich hinter Ottbergen geht’s in die nächste Steigung und bei Hembsen müssen sich unsere beiden Hauptdarsteller schon mächtig ins Zeug legen.

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Bild 08 

In Bad Driburg ist die Steigung fürs erste geschafft und der Dg53842 nimmt jetzt Fahrt auf. Volles Rohr kacheln 044 534 und 044 210 durch den Kurort – ein Augen- und Ohrenschmaus allererster Güte.

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Bild 09 

Auch am nächsten Tag, dem 06.05.76, stand der Dg53842 auf meinem Programm. Die Zuglok 044 180 (ex 44 1180) erhielt ab Ottbergen Vorspann durch den Schürzen-Jumbo 044 067 (ex 44 1067).

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Bild 10 

Erste Streckenaufnahme wieder in Hembsen, nur ein paar Meter weiter als bei Bild 7.
Aber entweder hat der Heizer der Vorspannlok sein Feuer extrem gut im Griff, oder man lässt sich gerade mal etwas hängen. Auf jeden Fall sind bei 044 067 kaum Rauchzeichen zu erkennen.

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Bild 11 

Die letzte Aufnahme aus dem Ottbergener Revier zeigt natürlich keine Doppeltraktion sondern nur eine Doppel-Lz. Am letzten Tag des Dampfbetriebs im Weserbergland kehren 044 209 (ex 44 209) und 044 682 (ex 44 1676) von Northeim zurück nach Ottbergen, um dort kalt gemacht zu werden. Mohringen, 29.05.76.

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Bild 12 

Auch an der Mosel waren regelmäßig 44er in Doppeltraktion unterwegs. So etwa am 01.04.71 südlich von Hatzenport das Gespann aus 044 568 (ex 44 568) und 044 121 (ex 44 1122).

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Bild 13 

Eine typische "Notschlachtung durchs Gestrüpp" auf einen unerwartet aus dem Rücken kommenden Güterzug ist diese Aufnahme von 044 533 (ex 44 533) und 044 202 (ex 44 202). Aufgebaut hatten wir uns nämlich eigentlich für einen Zug aus der anderen Richtung, den wir zuvor in Neef gesehen hatten.

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Bild 14 

Offensichtlich wurde der Zug in Pünderich aufgehalten (Elektrifizierungsarbeiten im Prinzenkopftunnel?), denn auf der Moselbrücke in Bullay konnten wir ihn ein weiteres Mal erlegen. Bei schwächelndem Licht etwas scherenschnittartig, aber dafür mit Schiff und dank der vorhergehenden Aufnahmen mit eindeutig identifizierten Lokomotiven.

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Bild 15 

Lichtmäßig wesentlich besser waren die Verhältnisse am 08.04.71, als wir uns in Pünderich mit Blick auf das bekannte Hangviadukt aufgebaut hatten. Hier gaben uns 044 533 (ex 44 533) und 044 250 (ex 44 1250) die Ehre, auch wenn der Blick auf Mosel und Hangviadukt etwas verräuchert ist.

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Bild 16 

Von St. Aldegund auf der linken Moselseite entstand am 20.05.71 die Aufnahme dieses auf der anderen Flussseite moselabwärts fahrenden Leerwagenzuges mit zwei 44ern, die nummernmäßig nicht identifiziert werden konnten.

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Bild 17 

Auch im Einsatzgebiet der Weidener 44 kam es gelegentlich zu 44er Doppelbespannungen. So am 26.08.72, als 044 118 (ex 44 118) und 044 388 (ex 44 388) bei Martinlamitz gemeinsam einen Zug gen Norden wuchteten.

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Bild 18 

Und sogar ein Foto einer Doppeltraktion mit Reichsbahn 44 befindet sich in meinem Archiv, wenn auch nur als Museumsloks:
Bei einer Plandampfaktion im Werratal kamen am 19.10.18 in Breitungen-Busshof 44 1486 (ex 44 1486) und 44 2546 (ex 44 546) natürlich genau in dem Moment angedampft, als sich die Sonne gerade mal wieder hinter den Wolken versteckte.

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Wer bis hierhin durchgehalten hat, der fragt sich vielleicht, wo denn der berühmte "lange Heinrich" bleibt. Aber die schweren 4000t Züge mit Weißpunkt-Wagen wurden ja erst nach 1969 eingeführt, als die Loks schon neue Nummern hatten. Und 043 + 043 ist eben (0)86 und nicht 88. Trotzdem zur Abrundung noch ein Foto hierzu:

Bild 19 

Bei Petkum räuchert am 23.07.74 der lange Heinrich Gag 52918 durch das ostfriesische Flachland.
An der Spitze nicht 43 131 und 43 746, und erst recht nicht 44 131 und 44 746 (irgendwie hakt gerade meine Tastatur ob solch einer unsinnigen Nummernangabe, wie man sie neuerdings viel zu oft hier im Forum lesen muss).
Nein, es handelt sich natürlich um 043 131 (ex 44 1131) und 043 746 (ex 44 1746). Das einzige Zugeständnis an die Angabe einer korrekten Loknummer, die ich mache, ist das Weglassen der Kontrollziffer, deren Sinnhaftigkeit sich mir bis heute nicht erschließt.

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Und noch eine Klarstellung, bevor jetzt die Oberlehrer und Besserwisser aus ihrer Ecke kommen: Natürlich ist mir bestens bekannt, dass es eine Doppeltraktion im heutigen Gebrauch des Wortes bei Dampfloks nicht gab. Das war Vorspann, da die zweite Lok ja nicht von der führenden Lok aus gesteuert und überwacht werden konnte. Die heutige Verwendung des Begriffs Doppeltraktion ist eine technokratische Definition, die aus operativen Gründen notwendig ist. Zur Dampflokzeit sah man das alles viel gelassener und orientierte sich sprachlich mehr an der semantischen Herkunft des Wortes. Denn Traktion kommt aus dem Lateinischen (trahere = ziehen); und wenn zwei Loks ziehen, dann ist das eben eine Doppeltraktion.

Aber lassen wir die Wortspalterei und nennen es einfach den 44er-Doppel-Wumms. Denn das beschreibt die 44er power absolut zutreffend. Und das an einem Tag, an dem es eigentlich um die Zahl 88 geht.

In diesem Sinne einen schönen Tag noch,
Ulrich B.