Zusammenfassung der Beiträge zum Thema
Rheiner Dampf vor 40 Jahren - das Farbfilm-Experiment

Um längeres Scrollen zu vermeiden, kann jeder Teilbeitrag auch direkt angesteuert werden.

Rheiner Dampf vor 40 Jahren - das Farbfilm-Experiment - Teil 1
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 16.06.2011

Im Sommer 1971 befand ich mich noch mitten in meiner schwarz/weißen Phase, die bis Ende 1972 andauern sollte. Die anfängliche Verwendung von Diafilmen fiel ab etwa Mitte 1968 den Zwängen eines schmalen Schüler- bzw. Studenten-Budgets zum Opfer - schließlich bekam man damals für den Preis eines Agfa CT18 (13,98 DM) immerhin sieben(!) Ilford PanF (1,95 DM für einen "Selbstgedrehten", d.h. ohne Patrone, zum Selbsteinlegen).

Ich weiß heute nicht mehr, was mich damals bewogen hat, einmal einen 20 DIN Farbfilm (Kodacolor X) auszuprobieren. Das Ergebnis war eigentlich gar nicht schlecht. Aber der Film war auch nicht ganz billig, und vor allem konnte ich im Gegensatz zu s/w Papier-Abzüge nicht selbst herstellen. So blieb es denn bei diesem Einmal-Erlebnis.

40 Jahre später war das Scannen der alten Color-Negative wiederum ein Experiment, das mit neuen Herausforderungen und Erfahrungen verbunden war. Nur mit extrem zeitaufwändiger Bildbearbeitung war ein akzeptables Ergebnis erreichbar - aber seht selbst.

Die Tour nach Rheine am 03.06.71 war meine erste mit eigenem Auto, was mich bezüglich der Fotostellenwahl ein wenig unabhängiger machte. Trotzdem habe ich mich an diesem Tag überwiegend im Bahnbetriebswerk Rheine herumgetrieben, was möglicherweise daran lag, dass mir zu diesem Zeitpunkt immer noch einige Rheiner Maschinen fehlten, und im Bw waren die Chancen halt größerer, diese vor die Linse zu kriegen.

Nach Anmeldung und Abdrücken der obligatorischen 1,39 DM Versicherungsgebühr wurde zunächst ein schwarz/weiß Film im Bw und bei einem kurzen Abstecher an die Strecke durchgezogen. Zurück im Bw, wurde der Farbfilm eingelegt.

Bild 01 

Für die erste Farbaufnahme musste 011 091 herhalten, die mir hier noch demonstrativ ihren schönen Rücken hinhält.

Kommentare

Bild 02 

Auch das nächste Opfer war eine Kohle 01.10, und zwar die ex Kasselaner 011 062. Leider stand die Lok recht ungünstig und war nur von der Schattenseite zu fotografieren, aber den Versuch war es wert. Die offen stehenden Klappen vor der Rauchkammer zeigen an, dass hier noch irgend etwas am Mittelzylinder zu tun war.

Kommentare

Bild 03 

Als dritte Kohle 01.10 präsentierte sich 011 065 hinter der Lokleitung. Noch kommt das Licht genau von vorn, so dass das Triebwerk ziemlich verschattet ist.

Kommentare

Bild 04 

An klassischer Position vor dem Lokschuppen: 012 068.

Wie soll man bloß diese Farbe beschreiben? "Schuld" ist nicht etwa eine Farbverfälschung eines altersschwachen Films, sondern der typische Betriebs-Zustand einer vor Öl und Dreck starrenden Öl-Lok.

Kommentare

Bild 05 

Und noch eine klassische Fotostelle im Bw Rheine: Direkt neben dem Schuppen sonnt sich 042 024 neben ihrer Schwester 042 018. Wie viele Aufnahmen mögen hier wohl entstanden sein?

Kommentare

Bild 06 

Inzwischen hat sich auch 011 091 von ihrem Abstellplatz wegbewegt und ist auf der Drehscheibe ins rechte Licht gedreht worden.

Ist eine Kohle 01.10 nicht eine herrliche Maschine? Ich selbst habe sie immer den Ölern vorgezogen; mit ihrem niedrigen Schornstein wirkt sie auf mich viel bulliger und kräftiger, als die 012. Und der fulminante Kohleberg ist hier das Tüpfelchen auf dem i.

Kommentare

Bild 07 

Jetzt steht sie an bekannter Stelle im Ausfahrgleis und ermöglicht dem Fotografen noch einmal eine schöne Porträt-Aufnahme. Heute war frage ich mich, warum mich die vorn eingehängte Schlussscheibe nicht stutzig gemacht hat. Die Lok ging doch offensichtlich "auf Strecke" - bloß wohin, mit welcher Leistung?

Kommentare

Bild 08 

Auch auf 011 065 regt sich inzwischen etwas, die Lok soll auf ein anderes Gleis rangiert werden.

Kommentare

Bild 09 

Das Ganze noch einmal etwas mehr von vorn.

Kommentare

Bild 10 

Mit einmal Sägen geht's dann auf die Drehscheibe, wo die schöne Kohle-Lok jedoch nur ein en kurzen Schwenk macht, bevor ...

Kommentare

Bild 11 

... sie in den Gleisen seitlich des Kohlbansens abgestellt wird; dort wo üblicherweise die kurzfristig nicht benötigten Betriebsloks standen.

Kommentare

Bild 12 

Eine weitere typische Fotostelle im Bw Rheine war der Abstellplatz vor dem markanten Gebäude seitlich des Kanals, dessen Verwendung mir leider nicht mehr erinnerlich ist. Auch 012 074 weist wieder die typische Öl-Lok-Farbgebung auf.

Kommentare

Bild 13 

Das letzte Bild, bevor es noch einmal raus an die Strecke gehen sollte, wurde auf 042 320 verschossen. Über den Zustand der Lok schweigt des Sängers Höflichkeit; obwohl, hier könnte es auch ein wenig am Farbfilm liegen.

Kommentare

Damit es nicht zuviel wird, lege ich erst einmal ein kleine Pause ein. Im Folgebeitrag geht es dann weiter mit Bildern vom zweiten Kurzausflug dieses Tages an die Strecke. Aber versprecht euch nicht zuviel, auch dort gab es, wie im Bw, nur das Rheiner Standardprogramm.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.

Rheiner Dampf vor 40 Jahren - das Farbfilm-Experiment - Teil 2
Beitrag im DREHSCHEIBE Forum "Historische Bahn" vom 20.06.2011

Am letzten Donnerstag hatte ich im ersten Teil meines Beitrags die Bilder vom Anfang des Farbfilms gezeigt, den ich am 03.06.71 versuchsweise in meine Kamera eingelegt hatte. Nachdem die bisher gezeigten Bilder allesamt im Bw Rheine entstanden waren, sollte es nun an die Strecke gehen, und zwar erneut nach Bentlage, wo ich am Vormittag bereits kurz gewesen war.

Gerade, als ich den Parkplatz des Bws verlassen wollte, senkten sich die Schranken am BÜ in Hauenhorst. Doch was sollte auf der Coesfelder Strecke schon kommen? 211? 260? 515? 624? - damals alles uninteressant für mich. Also blieb ich erst mal im Auto sitzen, bis plötzlich der Auspuffschlag einer sich rasch nähernden Dampflok zu hören war. Jetzt aber nichts wie raus, Kamera aus der Fototasche gerissen, und ...

Bild 14 

... da kam sie auch schon herangerauscht: 011 091, mit einem Nahgüterzug nach Rheine. So ein Mist aber auch! Für DEN Zug hätte man sicher auch eine günstigere Stelle finden können - so wurde es leider nur eine Notschlachtung, wenn auch mit einer gewissen Dynamik.

Eine Planleistung der Rheiner 011 war das natürlich nicht. Ich vermute eher eine Art Werkstatt-Probefahrt, an Stelle einer planmäßigen 050 oder 211: Lok Lz nach Coesfeld (deshalb auch die Schlussscheibe an der Lok in Bild 6/7), Drehen und zurück mit einem Ng.

Nun aber auf nach Bentlage, wenige Kilometer nordwestlich von Rheine gelegen.

Kommentare

Bild 15 

Den Auftakt macht 042 018, die eben noch neben dem Schuppen im Bw stand (s. Bild 5, erster Teil), mit einem gemischten Güterzug nach Bentheim(?). Durch die noch leicht geöffneten Zylinderhähne (oder irgendwelche Undichtigkeiten??) tritt dünner Dampf aus und vernebelt etwas die Seite der Lok.

Kommentare

Bild 16 

Direkt hinterher kommt die andere Lok von Bild 5, 042 024, aber leider falsch herum und nur als Lz.

Kommentare

Bild 17 

Im Vergleich zu anderen Regionen waren 50er auf der Emslandstrecke eher selten zu sehen. Hier kommt die Emder 050 871 saft- und kraftlos mit einem Ng daher gerollt, zu allem Überfluss auch noch rückwärts vorm Zug. Das war mir jedoch ziemlich egal - war ja schließlich nur eine 50er ...

Kommentare

Bild 18 

Kurze Zeit später endlich wieder "was Richtiges" in Form von 012 054, die mit E 1807 gen Norden braust. Am Haken eine schöne Garnitur aus Mitteleinstiegswagen; aber verglichen mit den Zügen, die sie in ihrer Osnabrücker Zeit auf der Rollbahn schleppen musste, ist diese 5-Wagen-Garnitur geradezu eine Lachnummer.

Kommentare

Bild 19 

Nach dem Eilzug ist Platz für Güterzüge. Als erstes kommt der Rheiner Öl-Jumbo 043 094 mit einem der für die Emslandstrecke typischen Fad-Ganzzüge. Nur schade, dass er so überhaupt keinen Einsatz zeigt; aber warmer Sommertag + Öl-Lok = nix Dampf ;-((

Kommentare

Bild 20 

Da gefiel mir die Emder Kohle-Schwester 044 591 (ex 44 1594) mit ihrer schwarzen Rauchfahne doch schon deutlich besser.

Kommentare

Bild 21 

... und zwar so gut, dass es mir sogar noch einen Nachschuss wert war.

Kommentare

Bild 22 

Der einzige Farbkleckser auf dem Farbfilm ist 624 667, der als E 1936 in Richtung Rheine brummt.

Kommentare

Bild 23 

Danach zog es mich wieder ins Bw Rheine, wo als erste Aufnahme das Bild des ex-Schürzen-Ölers 043 606 entstand, über den ich ja früher schon mal einen Beitrag gemacht hatte - Link siehe hier.

Kommentare

Bild 24 

Auf den Freigleisen westlich der Drehscheibe, direkt neben der Lokleitung, stand jetzt 042 363 gut im Licht. Auch diese Maschine ist gezeichnet von der Patina einer Betriebslok.

Kommentare

Bild 25 

Als Top-Zustand würde ich dagegen das äußere Erscheinungsbild von 043 746 (ex 44 1746) bezeichnen, die vor dem kleinen Reparaturschuppen ganz hinten im Bw wie auf dem Präsentierteller steht.

Kommentare

Bild 26 

011 065 hat während meiner kurzen Abwesenheit noch einmal einen Stellungswechsel vollzogen und steht jetzt einsatzbereit vor dem Lokschuppen.

Kommentare

Bild 27 

Das letzte Bild des Farbfilms wurde an den Schürzen-Jumbo 044 199 aus Emden verschossen, der gerade im Bw eingetroffen ist und nun auf dem Kanal restauriert wird.

Kommentare

Damit war das Farbfilm-Experiment abgeschlossen. Das Ergebnis kam ein paar Tage später, nachdem ich den Film entwickelt aus dem Labor zurück erhielt. Wie üblich wurde zunächst nur die Schärfe mit dem "Gucki" kontrolliert - Abzüge gab's erst später, als ich mir das leisten konnte. Wenn ich heute das Ergebnis der Scans betrachte, bin ich eigentlich ganz zufrieden, wenngleich die Brillanz der Bilder mit einer einer Dia-Vorlage nicht mitkommt. Mich würde interessieren, ob andere eine ähnliche Erfahrung gemacht haben.

Zum generellen Ergebnis des Tages noch kurz die Zusammenfassung, welche Maschinen mir am 03.06.71 vor die Flinte gekommen sind:
- 011 062, 065, 091
- 012 052, 054, 068, 074, 084
- 042 018, 024, 095, 206, 271, 310, 320, 347, 363
- 043 094, 100, 326, 606, 665, 672, 746
- 044 199, 238, 290, 528, 591, 618, 682
- 050 230, 871
- 051 816
- 212 307
- 216 037, 153
- 624 667

Als Ausbeute eines ganzen Tages war das (für Rheiner Verhältnisse) nicht gerade üppig, aber über die Aufnahmen, die ich von den drei erwischten 011 machen konnte, habe ich mich doch gefreut. Ich nehme heute an, dass die während des Winterhalbjahres abgestellten Maschinen damals gerade für den Saisonverkehr des Sommers 1971 fit gemacht wurden.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.